Vor ein paar Tagen hab ich meinen Dreijährigen erklärt was Mut bedeutet. Ich habe gesagt: „Du bist mutig, wenn du Angst vor etwas hast und es trotzdem machst“. Wir haben eine Weile darüber gesprochen und während ich ihm für eine bestimmte Situation Mut zusprach, wurde mir bewusst, wie oft ich so gar nicht mutig bin. Da fallen mir wirklich einige Situationen ein. Grundsätzlich ist das ja auch nicht schlimm. Wir müssen uns nicht alles trauen und nicht jeden Nervenkitzel mitnehmen. Ich muss nicht in diesem Fledermausanzug vom Berg springen. Doch wenn wir nicht mutig sind und es später bereuen, wenn wir das Gefühl haben eine Chance verpasst zu haben, oder wenn wir immer wieder von derselben Sache träumen, diesen Traum aber nicht angehen, dann sollten wir dem Ganzen auf den Grund gehen.
Schritt eins ist es, uns diese Tatsache bewusst zu machen. Die Tatsache, dass uns zu dieser einen Sache der Mut gefehlt hat. Allzu oft leugnen wir unser Interesse („Ach, ich hab da gar keine Lust zu., das ist ja total albern“), oder wir haben eine sehr gute Ausrede („Mit meinen Kopfschmerzen kann ich leider nicht mitmachen.“). Diese Lüge zu entlarven ist oft gar nicht so leicht, denn wenn uns der Mut fehlt, schämen wir uns und Scham ist der Erzfeind aller Lebensfreude! Wir schämen uns nicht nur vor anderen, sondern auch vor uns selbst. Deswegen sind wir wirklich gut darin, für all die schambehafteten Erlebnisse eine sehr dunkle Ecke in unserer Psyche zu finden. Auf keinen Fall soll jemand unsere unangenehmen Erinnerungen wiederfinden, nicht einmal wir selbst. Der erste Schritt ist also ehrlich mit sich selbst zu sein und Scham und Mutlosigkeit zu enttarnen.
Im zweiten Schritt müssen wir uns vergeben und die Scham aus den Erinnerungen oder der aktuellen Situation verbannen. Weißt du was? Es ist ok Angst zu haben. Es ist völlig normal. Angst ist ein Gefühl und Gefühle sind niemals falsch. Angst hilft uns, uns im Leben zurecht zu finden und sogar zu überleben. Angst signalisiert dir in erster Linie, dass du dich außerhalb deiner Komfortzone bewegst. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Wir alle haben ähnliche, instinktive Ängste, z.B. die Angst vor Höhen. Ebenso haben wir alle verschiedene erlernte oder geprägte Ängste, z.B. die extreme Höhenangst, die uns daran hindert eine kleine Leiter zu besteigen oder die Angst vorm Zahnarzt. Bei mir ist es die Menschenfurcht und die Angst davor zu versagen. Ängste sind da und zwar bei jedem und deshalb müssen wir uns für nichts schämen. Doch um zu verhindern, dass unsere Ängste uns definieren und kontrollieren, müssen wir sie ans Tageslicht bringen. Denn eine Angst definiert nicht, ob etwas tatsächlich gefährlich oder schlecht ist, oder ob die Gefahr nur in unserem Kopf existiert und genau das gilt es zu reflektieren und zu unterscheiden. Das Spannende ist doch: Ohne Angst gibt es auch keinen Mut. Während Angst oft als Zeichen von Schwäche gesehen wird, gilt Mut als Tugend. Dabei können wir gar nicht mutig sein, solange wir uns nicht fürchten. Scham hat hier also absolut keinen Platz. Im Gegenteil: indem wir anfangen unsere Ängste offen zu bekennen, vor uns selbst und bestenfalls auch vor anderen, haben wir den ersten Schritt getan um Scham aus unserem Leben zu streichen. Allein das ist übrigens ganz schön mutig.

Schließlich müssen wir uns folgende Wahrheit bewusst machen: Mutlosigkeit, also Angst ohne
Mut, kann uns massiv im Weg stehen, wenn es darum geht, ein Leben nach unseren Werten, Wünschen und Prioritäten zu leben. Hier und da mag Mutlosigkeit nicht allzu tragisch sein. Selbst wenn wir eine verpasste Chance bereuen, bedeutet das nicht sofort, dass wir mit unserem Leben auf dem Holzweg sind. Doch wenn sich eine Situation an die nächste reiht, oder wenn wir eine dauerhafte Unzufriedenheit verspüren, dann kann es sein, dass uns der Mut fehlt authentisch zu leben. Gott wünscht sich für uns ein authentisches Leben nach biblischen Werten. „Und Gott sah alles an, was er geschaffen hatte, und siehe: es war sehr gut.[…]“ (1. Mose 1,31). Gott hat dich sehr gut gemacht! Deswegen dürfen wir echt sein und sind dazu berufen, furchtlos nach seinen Geboten zu leben: „Laßt uns das Endergebnis des Ganzen hören: Fürchte Gott und halte seine Gebote! Denn das kommt jedem Menschen zu.“ (Pr 12,13). Scham ist dagegen ein beliebtes Instrument des Feindes. Scham hält uns klein und hindert uns daran unser volles Potenzial zu entfalten. Statt Einfluss zu nehmen und Gottes Reich zu bauen, verstecken wir uns aus Angst und Scham und sind gleichzeitig unzufrieden mit unserem Leben und mit uns selbst. So schleichen sich die altbekannten Lügen in unser Herz: Du bist unwichtig und unfähig und was du tust ist unwichtig und ungenügend. Damit ist jetzt Schluss! Sag das mal laut. Ich sag es jetzt laut. Denn ich bin wichtig und fähig und du auch.
Kommen wir zurück zu dem Gespräch mit meinem Dreijährigen. Ich habe danach lang überlegt, wie ich ihm helfen kann seine Angst zu überwinden und mutig zu sein. Gefühlt hatte ich schon alles ausprobiert. Doch irgendwann fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Kinder sind Meister der Imitation. Sie imitieren einfach alles: Gestik, Mimik, Ausdruck, Tonfall und sämtliche Verhaltensweisen. Ebenso auch Ängste und Mutlosigkeit. Wenn ich also nicht mutig bin, wie kann ich dann Mut von meinem Kind erwarten? Von wem soll er denn Mut lernen, wenn ich nur schöne Theorie und Erwartungen für ihn habe. Am besten kann ich ihm helfen seine Angst zu überwinden, indem ich selber Mut vorlebe. Ich muss also ins Handeln kommen.

Das Gute ist: Mut kann, wie so Vieles, erlernt werden und am effektivsten geht das durch Wiederholung. Wenn wir wiederholt mutig sind, können wir den Glauben an Mut in uns manifestieren. Also fangen wir an in kleinen Dingen konsequent mutig zu sein, da, wo es uns noch leicht fällt und dann steigern wir uns. Wir verändern nicht bloß unser Verhalten, wir verändern unsere Identität. Wir verändern die Glaubenssätze über uns selbst, bis wir schließlich zu mutigen Persönlichkeiten geworden sind und Mutlosigkeit für uns zur Ausnahme geworden ist.
Also dann, mit gutem Beispiel voran: Copy, Paste, Formatierung anpassen, SEO, Titelbild, etc. pp. Der „Veröffentlichen“ Button wirkte noch nie so beängstigend und richtig zugleich wie jetzt. Klick.